Fair-Breeding – Beitrag zur Sicherung des qualitätsorientierten Gemüsesortiments

Presseinformation „FAIR-BREEDING©“

Anlässlich der Nürnberger Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel BioFach im Februar 2015 überreichte eine Delegation von NATURATA International – gemeinsam Handeln e.V. (NIGH) einen Scheck über 19.000 €.
Die Naturkostfachhändler stellen dieses Geld im Rahmen ihrer FAIR-BREEDING© Partnerschaft für die biologisch-dynamische Gemüsezüchtung bei Kultursaat zur Verfügung. Seit der ersten Scheckübergabe bei der BioFach 2008 sind auf diese Weise mittlerweile etwa 120.000 € zusammen gekommen und die Intensivierung der Blumenkohlzüchtung bei Kultursaat hat drei neue samenfeste Sorten hervorgebracht.

PDF Pressemitteilung (224 kb)

 

Bio-dynamische Pflanzenzüchtung als Teil assoziativen Wirtschaftens

ein Kooperationsprojekt von NATURATA International-Gemeinsam Handeln e.V. und Kultursaat e.V.

Seit mehreren Jahren versuchen die aktiven Mitglieder von NATURATA International-Gemeinsam Handeln e.V. (ein Zusammenschluss der NATURATA Einzelhändler und einiger Partnerläden sowie der NATURATA Logistik e.G. und der NATURATA A.G./NATURATA Marken-Artikler) der Assoziationsidee Rudolf Steiners in der Praxis näher zu kommen.

Bei der diesjährigen BioFach-Messe in Nürnberg konnten Naturkostladner zum dritten Mal in Folge ihrem Engagement für die biologisch-dynamische Pflanzenzüchtung Ausdruck verleihen. Der Ausgangspunkt für dieses FAIR-BREEDING® Projekt war ein Marktgespräch am runden Tisch, wo die gesamte Wertschöpfungskette vom Züchter über den Landwirt/Gärtner, Großhandel, Einzelhandel bis zum Verbraucher vertreten war. Im Namen von „NATURATA International – Gemeinsam Handeln e.V.“ überreichte Heinz Knauss einen Scheck über 12.500 EUR an Michael Fleck, Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins Kultursaat. „Wir freuen uns, dass wir mit dieser freiwilligen Abgabe aus dem Markt die so elementare ökologische Saatgutarbeit unterstützen können“, so Knauss. „Wir haben erkannt, dass wir heute die unabhängige Gemüsezüchtung fördern müssen, wenn wir in zehn Jahren noch unseren Kunden Kohl, Möhren und Tomaten anbieten wollen, die zum Ökolandbau passen. Dafür sind wir die Partnerschaft mit den Kultursaat-Gemüsezüchtern eingegangen und haben FAIR-BREEDING® ins Leben gerufen.“

Unter dem Dach von Kultursaat ist die biologisch-dynamische (on-farm-) Gemüsezüchtung auf 19 Standorten im deutschsprachigen Raum organisiert. „Mit den FAIR-BREEDING®-Mitteln können wir unsere Züchtungsaktivitäten im Bereich Blumenkohl voranbringen“, erläutert Fleck. Bei Kohlgemüse werden – auch im Ökolandbau – größtenteils so genannte Hybridsorten verwendet. In der jüngeren Vergangenheit verändert sich das Sortenangebot bei (Brokkoli, Kohlrabi und) Blumenkohl zunehmend in Richtung von CMS-Hybriden, die aus Zellfusion hervorgegangen sind. Diese Züchtungen sind vom Weltdachverband der Ökolandbaubewegungen IFOAM als unvereinbar mit seinen Prinzipien eingestuft und von den deutschen Ökolandbauverbänden per Richtlinie verboten. „Uns Züchter hat FAIR-BREEDING® zusätzlich zur finanziellen Förderung auch maßgeblich motiviert, weil die Händler uns helfen, die lange Zeit durchzuhalten, die in der Züchtung nötig ist“, so Fleck weiter: „Schließlich dauert es zwei Jahre von der Saat über Selektion und Samenernte bis zur neuen Saat.“ Die Initiatoren haben zugesagt, während 10 Jahren jährlich 0,3 Prozent ihres Obst- und Gemüse-Umsatzes zur Unterstützung der biologisch-dynamischen Gemüsezüchtung bereitzustellen.

„Da wir zum Glück nicht bei Null anfangen mussten, steht dieses Jahr bereits Saatgut einer noch vorhandenen samenfesten Sorte zur Verfügung, für die mit FAIR-BREEDING® Mitteln eine ökologische Erhaltungszucht bei Kultursaat aufgebaut werden konnte. Weitere Sorten werden folgen. Und in einigen unserer Läden wird der daraus wachsende Blumenkohl diesen Herbst angeboten werden können“, schildert Knauss. „So können wir mit unserem Konzept auch den Kunden deutlich machen, dass sie mit jedem Kauf von Obst und Gemüse bei den teilnehmenden Läden einen Beitrag für diese Zukunftsarbeit leisten.“

Die FAIR-BREEDING® Partnerschaft zwischen Konsumenten, Handel, Anbauern und Pflanzenzüchtern ist nicht auf Naturata-Läden beschränkt sondern offen für alle Naturkostfachgeschäfte, die die biologisch-dynamische Gemüsezüchtung fördern wollen.

Weitere informationen finden Sie unter folgenden Links:

https://www.kultursaat.org/aktuell.html

https://www.kultursaat.org/pdf/FAIR-BREEDING_3jahre.pdf

 

Gerechter Preis

Grundlegender Gedanke dabei ist, dass man die ökologische und insbesondere die biologisch-dynamische Landwirtschaft vonseiten des Handels nur dann nachhaltig unterstützen und fördern kann, wenn alle Beteiligten der Wertschöpfungskette, vom Züchter über Landwirt/Gärtner bis zum Verbraucher, die Möglichkeit haben, in Marktgesprächen den für den jeweiligen Bereich notwendigen und damit „gerechten Preis“ gemeinsam zu verhandeln. Dieses Verständnis eines „fairen Handels“ wurde in der NATURATA Charta festgehalten.

Bio-dynamische Pflanzenzüchtung
Entwicklung in der Landwirtschaft

Die Entwicklung in der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten hat zur Genüge gezeigt, dass die freie Marktwirtschaft, wenn auch abgefedert durch Subventionen, zur sozialen Erosion in der Landwirtschaft geführt hat; dies auch mit allen negativen ökologischen Konsequenzen.

Entwicklung in der Landwirtschaft
Kulturgut in Gefahr

Saatgut hat eine Schlüsselfunktion für die Landwirtschaft.
Durch den Anpassungsdruck der Wirtschaft wurde die Sortenvielfalt enorm reduziert. Betreffend der Nahrungsqualität ist das Kulturgut heute durch technische Eingriffe (CMS und Gentechnik) sowie auch Hybridzüchtungen massiv degeneriert.

Besonderes Merkmal dieses sog. „technischen Fortschrittes“ ist die Tatsache, dass dier Landwirte und Gärtner immer mehr in die Abhängigkeit einiger weniger, global tätiger Konzerne geraten, die damit die gesamte Landwirtschaft bestimmen.

Das Kooperationsprojekt

Solch eine an Technik und Profitsreben orientierte Züchtung von Saatgut, ganz am Anfang der Ernährungskette stehend, führt alle anderen Bemühungen eines menschen- und naturgemäßen Wirtschaftens längerfristig ad absurdum.
Diese Erkenntnis hat den Anstoß gegeben, dass sich die Vereine NATURATA International-Gemeinsam Handeln e.V. und Kultursaat e.V. zu einer längerfristigen Zusammenarbeit entschlossen haben.

Fair-Breeding

Dieses FAIR-BREEDING Kooperationsprojekt basiert darauf, dass sich die Ladner verpflichten auf 10 Jahre 0,3 % vom gesamten Netto-Umsatz (ohne Mehrwertsteuer) vom Obst und Gemüse an Kultursaat e.V. für die biologisch-dynamische Saatgutarbeit zur Verfügung zu stellen, ohne irgendwelche Rechte daraus ableiten zu wollen.

Junge Blumenkohlpflanzen im Feld
Blumenkohlzüchtung als Beispiel

Der Verein Kultursaat e.V. wird seinerseits diese Mittel in erster Linie für die dringend notwendige Züchtungsarbeit beim Blumenkohl einsetzen.
Mit dieser Vorgehensweise soll auch dem Kunden deutlich gemacht werden, dass für die Bereitstellung seiner gesunden Ernährung eine züchterische Leistung weit vor der reinen Erzeugung geleistet werden muss, die ihren Preis hat: Mit seinem Einkauf heute unterstützt der Kunde eine Züchtung, die dafür sorgt, dass auch in Zukunft noch qualitativ hochwertige Pflanzensorten zur VerfÜgung stehen. Die „von Natur aus“ zeitaufwändige züchterische Arbeit benötigt eine Projektlaufzeit von mindestens zehn Jahren (entsprechend fünf Generationen bei zweijährigen Kulturen wie dem Blumenkohl).
Die Eigentumsrechte aller im Rahmen der Arbeit des gemeinnützigen Vereins entwickeltem Sorten liegen bei Kultursaat e.V., um dieses wichtige Kulturgut vor einseitigen Profitinteressen zu bewahren.

Langfristiges Ziel dieser Kooperation ist, dass bewährte samenfeste Gemüsesorten erhalten werden und die laufende Entwicklungsarbeit neuer qualitativ hochwertiger, samenfester Sorten ausgebaut werden kann. Dieses FAIR-BREEDING Konzept beruht ausdrücklich auf der Wertschöpfungsteilung.
Die Kooperationspartner freuen sich über weitere ähnliche Aktionen. Dadurch kann die dringend notwendig zu leistende Arbeit von Kultursaat e.V. erheblich intensiviert werden. Vom Erreichen des genannten Zieles wird es abhängen, ob die ökologische Landwirtschaft und mit ihr die Naturkostbranche ihre Existenzberechtigung in Zukunft aufrecht erhalten können.

 

Hilfreiche Websites:
Hilfreiche Websites

Kultursaat e.V. www.kultursaat.org
Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit www.gentechnikfreie-saat.de
Zukunftsstiftung Landwirtschaft www.zs-l.de
Forschungsinstitut für Biologischen Landbau www.fibl.org

 

Rettet den Blumenkohl!